Digitale Branchenentwicklungen: E-Commerce – Online-Handel

Autor: Alexander Disler

Einleitung

Auch im Detailhandel sind neue (disruptive) Businessmodelle entstanden.

Der Online-Bereich des Detailhandels generiert in der Schweiz 2017 CHF 6.27 Mia, dies sind 7,6 % des Gesamtumsatzes (Umsatz 2017 Schweizerischer Detailhandel Total CHF 91.9 Mia). Das Wachstum im Online-Bereich ist jedoch eindrücklich, zeigt aber auch das Verhältnis zum Gesamtumsatz noch einiges Potential nach Oben hat.

Bemerkswert ist jedoch, das ganze Branchenbereiche des Detailhandels bloss durch nur einen einzigen, neuen Anbieter massiv unter Druck geraten sind. U.a. war es der Preisdruck durch ein anderes Businessmodell (Transaktionskosten), der zu dieser Bereinigung des Marktes geführt hat. Als Beispiel sei hier der Buchhandel angeführt.

  • Gemäss Bundesamt für Statistik ging die Anzahl der Buchhandlungen in der Schweiz zwischen 1991 und 2005 von 622 auf 599 (-3,7 %) zurück, dabei gab es 2005 noch 415 Buchhandlungen in der Deutschschweiz.
  • Ende 2010 (gemäss Recherchen der Handelszeitung) waren es noch 290 Buchhandlungen (-30,8 %).
  • Gleichzeitig sinkt der Gesamtumsatz: Neuste Zahlen aus dem 2016 zeigen ein Umsatzeinbruch von -4,2 % gegenüber 2015. Innerhalb von 10 Jahren sank der erzielte Umsatz um -25 %.

Quelle: sbvv (Schweiz. Buchhändler- und Verleger-Verband)

Der heutige (weltweite) Branchenprimus ist Amazon, der im gleichen Zeitraum seinen Nettoumsatz (nur Umsatz ausserhalb von Nordamerika) von USD 3,8 Mia. im 2005 auf USD 35,42 Mia. im 2015 (+832 %, oder eine Verzehnfachung des Umsatzes) vergrössern konnte.
Schätzungen gehen davon aus, dass der Marktanteil von Amazon in der Schweiz bei bis zu 50 % des Büchermarktes liegt, bei den anderen Artikeln wie Kleidern liegt der Wert bei 5 % und bei Elektrogeräten bei 20 %.

 

Schweizer E-Shop Landschaft

In der Schweiz wurde im Jahr 2015 Ware für ca. CHF 7,2 Mia. (plus 7,5 % gegenüber 2014) über das Internet bestellt. Mit ca. CHF 5,3 Mia. Umsatz erzielte der schweizerische Onlinehandel den grössten Anteil. Am liebsten kaufen Herr und Frau Schweizer Heimelektronik, Mode und Schuhe im Internet. Dabei bevorzugen sie den Kauf auf Rechnung, mit rund 85 % stellt dies einen sehr hohen Wert dar. Rund 13 % bezahlten via Kreditkarte oder dem Online-Bezahldienst Paypal. Die Wachstumsrate im Jahr 2015 lag tiefer als in den vergangenen Jahren, rund ein Drittel der Händler verzeichnete sogar einen Umsatzrückgang. Als einer der Gründe gilt der starke Wettbewerb aus dem Ausland, denn der Marktanteil des ausländischen E-Commerce wuchs um zwei Prozentpunkte auf 20 %.

Jedoch bereits 2016 schnellte der Umsatz auf insgesamt ca. CHF 11,2 Mia. hoch (gemäss Branchenverband NetComm Suisse), was einem (stürmischen) Wachstum von 55,5 % entspricht.

Grafik Top 10 Online-Shops Schweiz 2017

Dabei konnten die Online-Händler 4,7 Mio. Schweizer bedienen. Über das Smartphone werden rund 20 % der Käufe abgewickelt, dieser Wert ist aktuell noch tief. Gründe hierfür sind zu kleine Abbildungen, fehlende Mobiloptimierungen (responsive Design), unzureichende Darstellung des Sortiments, umständliches Bestellen, oder auch Sicherheitsbedenken der Nutzer.

Viele Unternehmen machen sich heute Gedanken darüber, einen eigenen E-Shop aufzubauen, sei dies für eine branchenspezifische Lösung im Industriebereich, oder für die Endkonsumenten. Dabei gibt es schon einige Konkurrenten im B2C-Bereich, die sich mit dem Branchenprimus ein Wettrennen in Sachen E-Shop leisten.

Die Rangliste* der wichtigsten Online-Shops sieht wie folgt aus (*= die Rangliste und die Umsatzzahlen sind mit vorsichtig zu verwenden, da nicht alle Umsatzwerte im Detail veröffentlicht werden):

Die Top 10 Online-Shops in der Schweiz 2019:

Zalando
Digitec (Migros)
Amazon
Aliexpress
Nespresso
Brack
Wish
Microspot (Coop)
LeShop (Migros)
Galaxus
785,0 Mio. CHF
775,0 Mio. CHF
660,0 Mio. CHF
475,0 Mio. CHF
350,0 Mio. CHF
308,0 Mio. CHF
185,0 Mio CHF
242,0 Mio. CHF
185,0 Mio. CHF
175,0 Mio. CHF

Die Top 10 Online-Shops in Deutschland 2017:

Amazon.de
Otto
Zalando
Notebooksbiller.de
Bonprix
MediaMarkt
Cyberport
Conrad
Tschibo
Alternate
8‘122,9 Mio €
2‘743,4 Mio €
1‘121,8 Mio €
706,0 Mio €
586,6 Mio €
532,8 Mio €
517,4 Mio €
471,8 Mio €
450,0 Mio €
432,4 Mio €

 

Die Top 10 Online-Shops in Österreich 2017:

Amazon.at
Zalando
Universal
Otto
Amazon.com
e-tec.at
Tschibo
Electronic4you
MediaMarkt
Cyberport
556,0 Mio €
174,3 Mio €
111,1 Mio €
71,5 Mio €
63,8 Mio €
50,9 Mio €
50,0 Mio €
48,0 Mio €
42,9 Mio €
40,0 Mio €

Quellen: Statista

Eine weitere gute Zusammenfassung, was in 60 Sekunden im Online-Bereich in der Schweiz im 2019 alles abgewickelt wird, zeigt der Blog-Beitrag von Carpathia.

 

AMAZON: Branchenkenner gehen davon aus, dass Amazon in der Schweiz die Nummer drei im Onlinehandel ist. Dies ist insbesondere bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass Amazon keine eigene Schweizer Niederlassung hat und somit alle Sendungen aus dem Ausland in die Schweiz erfolgen. Zudem kann Amazon nicht alle angebotenen Artikel direkt in die Schweiz liefern – dies sind einerseits Handelsbeschränkungen durch Importeure, die ein Exklusivrecht der Verkäufe in die Schweiz mit Markenherstellern vertraglich vereinbart haben oder andererseits Händler, die nicht in die Schweiz liefern dürfen.
Wie im März 2018 bekannt wurde, haben Amazon und die Schweizerische Post ein Zusammenarbeitsvertrag unterzeichnet, so dass weitere Teile des Sortiments nun direkt in die Schweiz geliefert werden können. So wird die Post die Sendungen digital verzollen und direkt in die Verpackungszentren in der Schweiz übernehmen. Dies führt zu einer dueltich schneller und einfacheren Auslieferung.
Der Umsatz von Amazon liegt bei CHF 400 Mio. (2016). Amazon verkauft viele Produkte direkt, tritt aber auch als Vermittler zwischen Händlern und Endkonsumenten auf. Amazon verkauft in der Zwischenzeit sogar Lebensmittel, zu Beginn nur in Nordamerika, seit Juni 2016 nun auch in GB. In Nordamerika wird fast die Hälfte der Online-Einkäufe durch Amazon abgewickelt.

Anzahl Artikel: geschätzt weit über 300 Mio.
Lieferkonditionen: Bücher kostenlos; sonstige Produkte je nach Warengruppe ab EUR 29.00
Rückgabe: 14 Tage Rückgaberecht; Retouren sind je nach Warengruppe kostenpflichtig (ab EUR 8.40)

Zusätzlich hat Amazon in Nordamerika die Funktion «Amazon Dash» aufgebaut (Dash = Schuss, Strich, spurten, düsen). Dies ist eine zusätzliche E-Commerce-Funktion als Einkaufshelfer. Die Dash-Funktion ist in einem Gerät integriert, das mit einem Button versehen ist. Drückt man den Button, wird per WiFi eine Nachbestellung von einem Verbrauchs-Konsumgut ausgelöst, bzw. der Artikel wird unmittelbar (ohne Selektion oder Auswahl) in den Warenkorb des eigenen Amazon-Kontos gelegt. Bei der nächsten Bestellung über Amazon oder unmittelbar (je nach Einstellung des jeweiligen Kontos) werden die entsprechenden Artikel, je nach Region, noch am gleichen Tag ausgeliefert. Amazon bietet diesen Service ab Sommer 2016 auch in Europa an, vorderhand in Grossbritannien. Bis anhin war diese Funktionalität ausschliesslich in den USA gegeben. Der Ablauf ist sehr simpel. Der Dash-Button (Gerät) wird z.B. auf die Waschmaschine geklebt. Sobald das Waschmittel ausgegangen ist, drückt man auf den Button und löst damit eine Bestellung aus, die automatisch in den elektronischen Warenkorb gelangt. Die Funktion ist auf entsprechende Verbrauchs-Konsumgüter beschränkt, wie Waschmittel, Papierwindeln, Kaffeekapseln, Butter, Eier, Milch, Rasierklingen oder Toilettenpapier. Der klassische Besuch im Online-Shop wird dadurch hinfällig, genauso aber auch der klassische Einkaufszettel.

Die Schweizerische Post hat einen ähnlichen «smarten» Knopf entwickelt, dadurch wird der Gang zur nächsten Poststelle überflüssig. Dabei wird der persönliche Briefkasten des Kunden zu einem zusätzlichen Touchpoint (= Berührungspunkt). Sobald der «smarte», in der Wohnung angebrachte Knopf bei einem Kunden zu Hause gedrückt wird, wird der Pöstler darüber informiert, dass ein Brief oder ein Paket abholbereit im Briefkasten/ Milchkasten vorhanden ist. Der Kunde muss so nicht den Weg zur nächsten Post zurücklegen.

Amazon verwendet in Grossbritannien ein etwas anderes Dash-Gerät als in den USA. So verfügt das europäische Modell zusätzlich über einen Scanner und ein eingebautes Mikrofon. Kunden können so bequem von zu Hause aus über das Gerät bei Amazon online, auch mittels Sprachbefehl, einkaufen, indem sie den EAN-Code (= Strichcode) des Produktes scannen oder auch die entsprechenden Produktbezeichnungen (Namen der Artikel) nennen. Mit dem Button lassen sich so die Produkte direkt in den Warenkorb verschieben und bestellen. Mittels Smartphone oder Desktop-PC, bzw. der individuellen Grundeinstellung des Kontos, werden die Produkte umgehend oder bei der nächsten regulären Bestellung nachbestellt.

Ende Februar 2019 wurde bekannt, dass Amazon das Dash-Gerät weltweit einstellen wird, Amazon wird zukünftig vermehrt auf andere digitale Service-Funktionen (Tools auf der Webseite) setzen.

Ein weiterer Geschäftsbereich, mit dem Amazon demnächst auch in Europa starten will, wird Amazon Fresh sein. Das Geschäft mit Nahrung gilt als der nächste grosse E-Commerce-Trend. Dabei sollen nur (frische) Grundnahrungsmittel angeboten werden, zum einfacheren Abholen der Produkte sollen zudem «drive-in»-Schalter aufgebaut werden.

Nebst dem Online-Geschäft baut Amazon mit Amazon POP-UP auch entsprechende Verkaufs-Läden auf, also ganz gemäss der klassischen Offline-Philosophie. Die Produkte im Amazon POP-UP kosten gleich viel wie online, ein Display am Regal zeigt die entsprechenden Bewertungen und die vorhandenen Leserkommentare aus der Online-Welt an. Ausserdem wird jeder Kauf im Laden auch im Online-Kunden-Konto nachgetragen. Ein weiteres physisches Ladenkonzept ist Amazon 4-star. Dieses erste physische Ladenkonzept wurde in New York im Stadtteil Soho eröffnet. Dabei werden in diesem Laden nur Produkte verkauft, welche mindestens ein 4 Sternen-Rating (vom Online-Shop) erhalten haben. Somit sind dies ausschliesslich Topseller oder Artikel die neu im Sortiment sind oder bei Amazon im Trend liegen. Mit dem neuen Konzept bietet Amazon den Kunden ein emotionales Erlebnis, mit der Möglichkeit, die Produkte anzufassen, zu prüfen oder auszutesten. Es werden die beliebtesten Produktebereiche angeboten, u.a. Unterhaltungselektronik, Küchengeräte, Haushaltswaren, Spielzeug, Bücher und Spiele. Die Preise sind elektronisch ausgeschildert und mit den Kundenrezensionen aus dem Onlinebereich verbunden.

Amazon lancierte im April 2017 in den USA mit Amazon Cash eine neue Dienstleistung mit welcher Kunden im Detailhandel mittels Bargeld ihr Guthaben bei Amazon aufladen können. Somit wird der bestehende Detailhandel zum Steigbügelhalter von Amazon und dies vor allem mit einer Vielzahl an primär kleineren Filialisten. «Like PayPal, Amazon Cash is also meant to appeal to the same general demographic who may not yet be shopping online – those who get paid in cash, don’t have a bank account or debit card, and who don’t use credit cards». Damit werden neue Käufersegmente adressiert, die bislang kaum online eingekauft haben aufgrund fehlender Zahlungsmittel. Zwar sind auch bei uns Geschenkkarten aller grosser E-Commerce Plattformen im Detailhandel omnipräsent, doch hier geht Amazon einen Schritt weiter, und degradiert den Detailhandel zur Einnehmerei. Partizipieren darf der Einzelhandel wohl noch an einer kleinen Service-Fee am Cash, der über diese neue Dienstleistung dem Amazon-Ökosystem zugeführt wird.

Seit November 2017 bietet Amazon neu Amazon Key an und kontrolliert damit nicht nur die «letzte Meile» zum Kunden, sondern macht damit den Schritt in die Wohnung der Kunden. Mit Amazon Key erlaubt man Amazon die Produkte direkt in die Wohnung zu liefern. In 37 US-Agglomerationen wird dieser Service neu ab sofort angeboten, hierfür muss man aber ein In-Home-Kit installieren oder installieren lassen, welches den Zugang ermöglicht. Dies ist ein weiterer cleverer Schachzug aus dem Haus Amazon. Und zwar in mehrfacher Hinsicht,

  • in den USA sind die Schliess-Systeme der Häuser und Wohnungen eher marode (mit dem neuen In-Home-Kit erhält der Kunde eine zeitgemässe Schliess-Lösung = Sicherheit)
  • der Service wird sicherlich von vielen Kunden nachgefragt, da die Lieferung von Ware direkt in die Wohnung des Kunden äusserst kunden- und servicefreundlich ist (= Bequemlichkeit)
  • das In-Home-Kit kann aber auch für andere Dienstleistungen genutzt werden (Amazon kann so z.B. auch die Dienstleistung für einen Handwerker, Putzkraft usw. anbieten und ihm so den Zugang zur Wohnung zum Kunden erlauben = Bequemlichkeit)
  • und zu guter Letzt kann Amazon weitere Gewohnheiten und das Verhalten der Kunden erfassen (mit diesen Daten, Big Data, lassen sich noch exaktere Angebote für den Kunden anbieten = höchste Kundenzufriedenheit).

Somit muss man Amazon Key in einem viel grösseren Kontext betrachten, da mit dem «Schlüssel» zur privaten Wohnung auch viel Vertrauen von seitens der Kundschaft nötig ist. Die Annehmlichkeit für den Kunden ist wohl aber grösser, so dass Amazon über kurz oder lang eine Monopolstellung und damit auch eine Abhängigkeit zum Kunden erzielt.

DIGITEC / GALAXUS: Digitec mit dem Schwesterunternehmen Galaxus ist der schweizerische Branchenprimus, aktuell die Nummer eins. Der erzielte Umsatz im Jahr 2015 beläuft sich auf CHF 696 Mio., wobei Digitec den deutlich grösseren Teil des Umsatzes beisteuert. Galaxus, seit 2010 online, ist kein eigentlicher Marktplatz, sondern arbeitet mit Dritthändlern zusammen. Die Plattform steht aber nicht jedem Lieferanten offen.

Wie im Oktober 2017 bekannt wurde wird Galaxus als Internet-Warenhaus im 2018 nach Deutschland expandieren. Digitec / Galaxus gehört in der Zwischenzeit zur Migros-Gruppe.

Digitec geht seit dem Winter 17/18 neue Wege, indem Kunden Occassionsware anderen Kunden anbieten können. Voraussetzung ist dabei aber, dass das entsprechende Occasionsgerät davor bei Digitec gekauft wurde und dass der Verkaufspreis mehr als CHF 50.- betragen muss. Als Kunden kann man in der Bestellhistorie das entsprechende (ehmals neu gekaufte) Gerät auswählen und so ein Verkaufsauftrag auslösen. Bilder, Texte usw muss man hierzu nicht hochladen, diese Daten werden aus der Datenbank bezogen. Digitec fungiert für die Abwicklung als Kontrollstelle und Schlichtungsstelle, der Verkaufspreis wird an Digitec überwiesen, Digitec informiert den Verkäufer, welcher die Ware an den neuen Besitzer sendet, sobald die Ware beim neuen Besitzer eingtroffen ist erhält der Verkäufer das Geld.

 

Anzahl Artikel: Galaxus und Digitec ca. 1,5 Mio
Lieferkonditionen: keine Versandkosten
Rückgabe: 14 Tage Rückgaberecht; Retouren sind je nach Warengruppe kostenpflichtig

 

BRACK: Brack ist der fünft-grösste Onlineshop der Schweiz. Neben einem umfassenden IT- und Unterhaltungselektronik-Sortiment, wird Brack ab Frühling 2018 mit einem 2’000 Artikel umfassenden Food-Sortiment starten. Zu Beginn werden jedoch keine Frisch- oder Tiefkühlprodukte angeboten und der Fokus wird wahrscheinlich zu Beginn auf starken Markenartikeln liegen.
Im November 2016 hat Brack ein Brack-Order-Button (analog zum Amazon Dash) eingerichtet, wobei das Button-Gerät mit aufladbaren Akkus, frei programmierbaren Tasten und einer Sammelfunktion-Bestellung (die Bestellungen werden über den den Tag gesammelt, um 17 Uhr abgerufen und am Folgetag in nur einer Lieferung ausgeliefert) angeboten wird.

Anzahl Artikel: ca. 200‘000 Artikel
Lieferkonditionen: keine Versandkosten
Rückgabe: 14 Tage Rückgaberecht; Retouren sind je nach Warengruppe kostenpflichtig

 

RICARDOSHOPS: Der Marktplatz von Ricardo ist erst seit 2014 online und noch relativ jung. Auf der Plattform bieten neben Schweizern auch ausländische Händler ihre Produkte an. Ricardo tritt wie bei der Auktions-Plattform nur als Vermittler auf. Verkäufer der Produkte sind immer die Händler, nie Ricardo. Umsatzzahlen sind keine bekannt, Ricardo gehört zum Medienkonzern Tamedia.

Anzahl Artikel: rund 1,8 Mio. Artikel
Lieferkonditionen: je nach Händler, teilweise kostenlos
Rückgabe: 14 Tage Rückgaberecht; Retouren sind kostenpflichtig

 

SIROOP: Dieser Marktplatz wurde im November 2015 von Swisscom und Coop gestartet. Gewisse Produkte werden direkt von Siroop angeboten, bei anderen Produkten tritt die Plattform als Vermittler auf. Als Spezialität bietet dieser Marktplatz ein «click and pick» (pick-up-Stationen) an. Im Oktober 2017 wurde der Umsatz mit ca CHF 25 Mio geschätzt. Anfang April 2018 zuerst die Meldung, dass Coop das 50%- Aktienpaket von Swisscom übernimmt und Ende April 2018 die offizielle Bekanntmachung, dass der Marktplatz Siroop per Ende Jahr eingestellt wird.

Anzahl Artikel: rund 30‘000 (beim Start im Nov. 2015)
ca 250’000 im 2017
Lieferkonditionen: B-Post: kostenlos; A-Post: CHF 5.00
Rückgabe: 14 Tage Rückgaberecht; Retouren sind kostenlos

 

KALOKA: Die schweizerische Post testet bis zum 15.9.2016 einen eigenen Online-Marktplatz. Das Testgebiet beschränkt sich auf die stationären Berner Fachgeschäfte. Danach wird entschieden, ob das Projekt fortgesetzt wird. Die Post verkauft keine Produkte, sondern ist als Vermittlerin tätig. Als Spezialität lassen sich Wunschprodukte per SMS-Suchdienst abfragen.

Anzahl Artikel: ca. 8‘000 Artikel
Lieferkonditionen: B-Post: CHF 7.00; Lieferung gleichentags: CHF 15.00; ebenso ist die Abholung im Geschäft ist möglich (click and pick)
Rückgabe: 4 Tage Rückgaberecht; Retouren sind kostenpflichtig

 

ZALANDO: Dies ist der Branchenprimus im Bereich der Bekleidung, der rund CHF 430 Mio. (2015) Umsatz in der Schweiz erwirtschaftet und über 30’000 Pakete/Tag in die Schweiz versendet. Zalando ist in 15 Ländern tätig.
Der Marktplatz Zalando wandelt sich vom reinen Produkteanbieter hin zum Lösungsanbieter.

Anzahl Artikel: ca. 200‘000 (ca. 1‘500 Marken)
Lieferkonditionen: keine Versandkosten, CHF 7.00 für Next Day Evening Delivery
Rückgabe: 30 Tage Rückgaberecht; Retouren sind kostenlos

(Alle Daten Stand Mai 2017/ Februar 2019)

Knackpunkte für Onlinehändler

Im Onlinehandel gibt es zwei Knackpunkte: das Liefertempo und der Preis. Für schweizerische Onlinehändler stellt der erste Punkt (Liefertempo) einen Vorteil dar, beim zweiten Punkt (Preis) können sie in gewissen Bereichen (der Produkte) nicht mithalten. Der Vorteil für schweizerische Onlinehändler liegt somit in der Logistik: Dies aus dem Grund, dass sie geographisch deutlich näher am Kunden sind. Der Computer-Händler STEG bietet seit April 2016 per Pizza- und Velo-Kurier eine Lieferung der bestellten Waren noch am selben Tag innerhalb von 3 Stunden an. Dieser 3-Stunden-Service wird bald zu einem Standard werden. Die Kunden erwarten eine flexible Belieferung der bestellten Waren, d.h. auch eine Abend- oder Samstagsbelieferung, eine Pick-up-Lösung oder eine Kofferraumlogistik-Lösung. Dabei wünschen die Kunden eine klare Aussage zur Lieferverfügbarkeit und zum Lieferzeitpunkt. Heute und zukünftig reicht der bezeichnete Liefertag nicht mehr aus. Kunden erwarten exaktere Angaben, gemäss Studien sollen diese bis auf eine Viertelstunde genau sein. Es ist zu erwarten, dass in absehbarer Zeit die Onlineshops bei der Bestellaufgabe gleichzeitig das exakte Lieferdatum, die Lieferzeit sowie den Abgabeort angeben können. Einige Onlineshops (LeShop) bieten bereits heute eine erweiterte Lieferform an, in grösseren Städten sind es bis zu fünf verschiedene Zeitfenster am Abend, zwischen welchen der Besteller wählen kann.

 

Veränderung im Online-Handel

Wie in den anderen Bereichen wird auch der Verkaufsprozess der Onlinehändler noch schneller und flexibler werden. Kunden können heute mittels Smartphone von überall aus auf die entsprechenden E-Plattformen zugreifen und je nach Lust, Laune und Verfassung Produkte bestellen. Zukünftig wird auch mit dem jeweils aktuellen Standort des Kunden gearbeitet, d.h., es wird überprüft, wo der Kunde aktuell ist. Daraus ergeben sich für die Zustellung der Online-Händler, aber auch für allfällige Retouren ganz neue Möglichkeiten. Heutzutage sind zudem das Angebot und die Nachfrage nicht optimal aufeinander abgestimmt. So sind z.B. über 80 Prozent der Mode-Produkte dezentral irgendwo in Läden verteilt verfügbar. Der Kunde ist jedoch online unterwegs. E-Plattformen werden zukünftig versuchen, das Online-Angebot und das stationäre Angebot zusammen zu bringen, so dass auch Ware in lokalen Läden digital auffindbar (kaufbar) wird. E-Plattformen werden somit Kooperationen mit dem stationären Handel eingehen. So muss ein Produkt nicht mehr aus einem zentralen Lager an den Bestimmungsort versandt werden, sondern kann aus dem nächsten Verkaufsgeschäft geliefert werden. E-Plattformen werden so das Angebot und die Nachfrage viel effizienter zusammenfassen.
Mit diesem neuen Ansatz werden sowohl die grossen E-Plattformen, wie auch der lokale Detailhandel/Einzelhändler profitieren.

Siehe auch Blog-Beitrag: Detailhandel / Retail 2.0

Siehe auch Blog-Beitrag: Preisbildung im Online-Geschäft

Link: Digital Commerce Schweiz 2019 – was geschieht in 60 Sekunden

3 Gedanken zu „Digitale Branchenentwicklungen: E-Commerce – Online-Handel

  1. Die Entwicklung des E-Commerce hat auch seine tragische Seite: Amazon hat in verschiedenen Branchen, wie zum Beispiel dem Buchhandel, für erheblichen Druck gesorgt. Die Anzahl der Buchhandlungen in der Schweiz ging leider deutlich zurück, und der Umsatz schrumpfte erheblich. Amazon beherrscht einen zu grossen Marktanteil in der Schweiz, insbesondere im Buchhandel.

    • Dies ist sicherlich richtig und zeigt, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig sich den änderenden Marktbedingungen anzupassen. Schlussendlich entscheidet der jeweilige Kunde, wo er was bezieht. Neue Businessmodelle (Geschäftsmodelle) bieten den Kunden zusätzliche Mehrwerte, welche das bisherige Geschäftsmodell nicht bieten kann. So u.a. (jederzeitige) Verfügbarkeit, attraktives Pricing, einfaches Handling, nicht Ortsgebunden, Ratingmöglichkeiten uvm.
      Den Erfolg von Online-Plattformen zeigt auch die veränderten Kundenwünsche und Wertvorstellungen.

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