Zerstören digitale Plattformen bestehende Märkte?

Autor: Alexander Disler

Mit der digitalen Transformation besteht für Unternehmen eine latente Gefahr, dass Märkte (beinahe über Nacht) für bisherige Marktteilnehmer zerstört werden.

Der Markt wird in einer sozialen, freien Marktwirtschaft über Angebot und Nachfrage gesteuert, d.h. die Markteffizienz regelt das Gleichgewicht. Dabei ist unsere «sogenannte freie» Marktwirtschaft als Marktsystem die effizienteste Form zur Steuerung der Produktion und des Konsums.

Ein Marktplatz lebt von der Reputation und dem entgegengebrachten Vertrauen der Marktteilnehmer in den Marktplatz, aber auch dem Vertrauen der Marktteilnehmer untereinander. Dies können die Einhaltung von Vorgaben, Regeln oder Vorschriften sein, oder die vorhandene Transparenz bei der Abwicklung von Geschäften, oder auch das der Partner keine Dominanz im Markt hat (Monopol, Oligopol). Es gilt, je Transparenter, desto vertrauenswürdiger ist der Markt.

Dies gilt auch für die Digitalisierung. Bei der Digitalisierung werden grosse Mengen an «offenen» Informationen über weite Strecken und Landesgrenzen verteilt und versandt. Dabei weisen u.a. Vergleichsportale eine hohe Informationseffizienz auf, welche einem Punktmarkt sehr nahe kommen.

Der Marktmechanismus verhält sich bei der Digitalisierung identisch, d.h. je effizienter die Informationsverarbeitung in Cyber-Physische-Plattformen, desto erfolgreicher und dominanter ist die Plattform (Marktplatz) des entsprechenden Unternehmens.

Als eines der besten Beispiele für eine effiziente Informationsverarbeitung können die Marktplätze des Börsen-Hochfrequenzhandels (HFT) angeführt werden. An diesen Marktplätzen werden Informationen in kürzesten Zeiteinheiten (unter 0,3 Millisekunden) verarbeitet. Mithilfe von Algorithmen werden aus den Informationen neue Kauf- oder Verkaufsentscheidungen errechnet und am Markplatz (Börse) vollautomatisch gehandelt. Dabei ist die Geschwindigkeit der einzelnen Entscheidungen (Kauf- oder Verkauf) für den Erfolg oder Misserfolg ausschlaggebend. Je effizienter (schneller, näher), desto besser. Daraus abgeleitet ergeben sich für den Börsen-Hochfrequenzhandel die Parameter
– Leistungsfähigkeit der eingesetzten IT
– Softwareprogrammierung für den Algorithmus
– geografische Distanz zum Börsenplatz
– Hochleistungs-Anschlüsse (Bandbreite der Anschlüsse)

Durch diese ausgeprägte Informationseffizienz im HFT entstehen gegenüber konventionellen Händler geschäftsrelevante Vorteile (USP), welche dazu führen, dass diese Cyber-Physische-Plattformen erfolgreicher sind und sich im Markt durchsetzen (dominanter sind). In den USA geht man davon aus, dass bereits 55% der Transaktionen mittels HFT abgewickelt werden und dass Computer rund 85% des globalen Börsenumsatzes generieren. (Stand 2019 – Link zum Fachartikel)

Erreicht ein Marktplatz eine hohe eigene Reichweite, wird die Markteffizienz «ausgehebelt». Dies ist bei allen grossen Plattformen oder Vergleichsportalen feststellbar (z.B. Amazon, 20min)

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