Autor: Alexander Disler
Industrie 4.0 / Automatisierung
Automatisierung statt Handarbeit war der Trend der letzten 20 Jahre in allen Industrienationen. Konnte man gewisse Handarbeiten nicht automatisieren, so haben die Unternehmen die „Arbeit“ in kostengünstigere Länder ausgelagert. Die Globalisierung hat diese Entwicklung noch befeuert und unterstützt. Die aufstrebenden Länder konnten sich so auch weiterentwickeln und haben nun z.T. bereits auch ein entsprechendes Niveau erreicht. Entweder ziehen nun die Fabriken weiter (in andere kostengünstige Länder) oder an den entsprechenden Fabrikationsstätten wird ebenfalls mit der Automatisierung begonnen. So hat der Apple-Zulieferer Foxconn (der Hersteller der Apple-Produkte iPhone und iPad) bereits 60’000 Angestellte durch Roboter ersetzt (Stand Mai 2016), was die «South China Morning Post» mit Verweis auf einen lokalen Regierungsvertreter berichtet. Wegen des Robotereinsatzes ist die Zahl der Angestellten in der Fabrik im südchinesischen Kunshan von 110’000 auf 50’000 reduziert worden. Die Zulieferanten von Foxconn sowie weitere Elektronikfirmen in Kunshan sind dem Beispiel von Foxconn gefolgt und haben ebenfalls stark repetitive Tätigkeiten durch den Einsatz von Robotern ersetzt. Insgesamt betrifft dies über 600 weitere Firmen in China. Industrie 4.0 wird noch zu einer weitaus stärkeren Automatisierung führen – für das südchinesische
Kunshan mit 2,5 Mio Einwohnern sind dies natürlich schlechte Nachrichten. Dies, obwohl die Firmen – gemäss Aussagen von Firmensprechern – Roboter lediglich für stark repetitive Aufgaben einsetzen und die Angestellten sich darum auf höherwertige Tätigkeiten im Produktionsprozess wie die Forschung und Entwicklung sowie die Qualitätskontrolle spezialisieren können.
Industrieroboter
Die meisten Industrie-Roboter werden heute nach China verkauft, dennoch ist die Dichte an Robotern in China im Vergleich zu anderen Ländern tief.
Gemäss einer Studie von 2017 von IFR (International Federation of Robotics) wurden 2016 in China insgesamt rund 87’000 Stück abgesetzt – deutlich mehr als in Südkorea (41’400) oder Japan (35’023). China hat sich aber zum Ziel gesetzt, bis 2020 zu den am stärksten automatisierten Nationen zu gehören. Gemäss der Studie von IFR werden heute in China 86 Roboter auf 10‘000 Arbeiter eingesetzt. Südkorea, als führende Nation bei der Verwendung von Robotern, hat eine Roboterdichte von 631, gefolgt von Singapore mit 488, Deutschland mit 309 und Japan mit 303.
Der Markt für Industrierobotor wächst jedes Jahr um 15%
Für Roboterhersteller ist dies natürlich eine grosse Chance, insbesondere für die europäische Industrie. Da die Entwicklung und Herstellung von Robotern viel Know-how und Erfahrung benötigt, wird China in den nächsten Jahren sicherlich Roboter von den führenden Herstellern beschaffen oder entsprechende Firmen übernehmen müssen. Dass China diesen Weg der Automatisierung und des Ausbaus der Robotik gehen will, zeigt u.a. auch der Kauf des deutschen Roboter-Herstellers Kuka. Die Käuferin, die chinesische Midea (eine grosse Hausgeräte-Herstellerin) sicherte sich damit das Know-how dieses deutschen Herstellers.
Somit wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis die ersten Roboter «Made in China» verkauft werden können.