Autor: Alexander Disler
Der Zukunftsforscher Georges T. Roos hat für swissfuture im Auftrag von digitalswitzerland 16 Megatrends beschrieben und sie daraufhin untersucht, wie sie für die Schweiz von morgen Herausforderungen schaffen.
Alle nachstehend aufgeführten Megatrends entspringen der oben aufgeführten Studie, welche im Januar 2018 erstellt wurde.
Link zu Studie: https://www.swissfuture.ch/de/megatrends-2018-2038/
oder Download: Megatrends Report Swissfuture.pdf
Copyright by Georges T. Roos, swissfuture and digitalswitzerland.
1. Bevölkerungswachstum
Die Weltbevölkerung wächst bis 2050 auf über 9 Mrd. an. Europa ist mit einer schrumpfenden Bevölkerung ein Sonderfall unter den Kontinenten. Am meisten wächst Afrika mit einer Bevölkerungszunahme von über 1 Mrd. (plus 120 % gegenüber 2010). Die Schweiz dürfte um 2040 10 Mio. Einwohner haben. |
2. Aging Society
Die Bevölkerung über 60 Jahre ist weltweit die am schnellsten wachsende Altersgruppe. Einzig Afrika ist davon ausgenommen. Die Lebenserwartung wird weltweit bis 2050 auf 76 Jahre ansteigen (heute 71). In der Schweiz wird bis 2050 die Bevölkerung über 65 um mehr als 50 % zunehmen. Der Altersquotient wird beinahe 50 % betragen. |
3. Urbanisierung
Seit 2008 lebt die Mehrheit der Weltbevölkerung in Städten. 2030 werden es 5 Mrd. sein. Zahlreiche neue Megacities mit mehr als 10 Mio. Einwohnern werden entstehen. Der Urbanisierungsgrad der Schweiz beträgt 85 % (Anteil der Bevölkerung in Städten) und wird weiterwachsen. |
4. Individualisierung
Die Pluralisierung und Ausdifferenzierung der Lebensstile werden universaler und radikaler. Komplementär dazu wächst auch die Tribalisierung. In der Schweiz wird die Normalbiografie immer seltener. Sie wird von individuellen Multigrafien abgelöst. |
5. Gesundheitsexpansion
Der Gesundheitszustand der Weltbevölkerung nimmt in unterschiedlichem Tempo auf der ganzen Welt zu. Die Gesundheitsmärkte wachsen in den meisten Ländern schneller als das BIP und könnten sich bis 2030 auf insgesamt 20 Bio. Dollar vervierfachen (im Vergleich zu 2010). |
6. Nomadisierung
Immer mehr Menschen sind unterwegs, um grundlegende Bedürfnisse zu decken. Einerseits leben mehr Menschen denn je ausserhalb ihres Geburtslandes (plus 41 % gegenüber 2000). Andererseits legen immer mehr Menschen teilweise lange Wegstrecken für Arbeit, Einkauf und Freizeit zurück. 2025 dürften weltweit 2 Mrd. Autos in Betrieb sein (2015: 1.3 Mrd.). In der Schweiz werden die jährlichen Personenkilometer bis 2030 um 16 % (MIV) bzw. 18 % (öV) zunehmen (gegenüber 2010). |
7. Beschleunigung
Das Tempo technologischer Innovationen erhöht sich, die Geschwindigkeit des Transports und der Kommunikation nimmt zu, der Lebenszyklus von Produkten und Organisationen wird kürzer. Die Menschen haben in der gleichen Zeit immer mehr Erlebnisepisoden. Auch der soziale Wandel beschleunigt sich. Mit einher geht eine Flexibilisierung von Institutionen wie Familie, Arbeit und Beruf und zeitigt in der Schweiz in den zunehmenden Befindlichkeitsstörungen (Stress, Burnouts) auch negative Folgen.
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8. Ökologisierung & Ressourcenverknappung
Mit dem Pariser Klimaabkommen hat sich die Weltgemeinschaft zur Reduktion von Treibhausgasemissionen verpflichtet. Nachhaltiges Wirtschaften und ein nachhaltiger Lebensstil bestimmen zunehmend die politische Agenda. Bis 2040 werden weltweit zwei Drittel aller Kraftwerkinvestitionen in erneuerbare Energien fliessen. Ihr Anteil an der weltweiten Energieproduktion wird dann 40 % betragen. Die Schweiz ist vom Klimawandel überdurchschnittlich betroffen: Der Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit ist hier doppelt so gross wie im weltweiten Durchschnitt. |
9. Digitalisierung
Die Zahl digitaler Repräsentationen von physischen Objekten, Ereignissen und analogen Medien erhöht sich rasch. Immer mehr Prozesse und Produkte existieren ausschliesslich digital. Im Jahr 2015 stand fast in neun von zehn Haushaltungen in der Schweiz ein PC (weltweit Platz 7). |
10. Konnektivität
Die Vernetzung von Computer nimmt rasch zu. Zu den weltweit 2 Mrd. vernetzten Rechnern kommen in den nächsten Jahren 10 Mrd. reale Gegenstände dazu (Internet der Dinge). Das Organisationsprinzip „Konnektivität“ (Offenheit und Anschlussfähigkeit von Systemen) greift weiter um sich. 93 % der Schweizer Haushaltungen haben Internetanschluss, 95 % ein Mobiltelefon. |
11. Globalisierung
Der weltweit statistisch erfasste Warenexport stieg seit 1960 um das 18-fache an, Auslanddirektinvestitionen haben sich seit 1970 verhundertfacht. China wird die USA bald als grösste Volkswirtschaft der Welt ablösen. Trotz einiger Irritationen ist keine generelle Trendwende zur Deglobalisierung festzustellen. Die Schweiz ist als Exportland tief in die Globalisierung eingebunden. |
12. Wissensexpansion
Das Wissen der Menschheit vermehrt sich exponentiell, selbst wenn kritisch bleibt, ob es sich dabei um mehr Wissen oder einfach um mehr Informationen handelt. Parallel dazu ist weltweit eine Bildungsexpansion zu beobachten. In der Schweiz setzt sich die Verlagerung der Arbeitsplätze hin zu technologieorientierten und wissensintensiven Bereichen fort. 2030 wird 53 % der Bevölkerung zwischen 25 und 64 Jahren über einen Tertiärabschluss verfügen. |
13. Transparenz
Als Prinzip ist Transparenz weltweit auf dem Vormarsch, wenn gleich nicht überall eingelöst. Die Weltgemeinschaft pocht vermehrt auf Offenlegung von Informationen zu Daten, Strukturen und Interessen von öffentlichen und privaten Institutionen. In der Schweiz gilt seit einigen Jahren das Öffentlichkeitsprinzip in der Verwaltung. Whistleblowers werden teilweise rechtlich geschützt. In der Wissenschaft gelten vermehrt die Prinzipien Open Data, Open Access und Open Source. |
14. Technologische Autonomisierung
Wir gehen davon aus, dass autonome Systeme sehr bald in sehr unterschiedlichen Anwendungsfeldern eine grosse Rolle spielen. Autonome Fahrzeuge und Drohnen, sich selbst assemblierende und korrigierende Produktionsanlagen (Smart Factory), Bots im Kundendienst, smarte Roboter in Industrie und Dienstleistungsbranchen, Künstliche Intelligenz als medizinische Assistenten, u.ä.m.: Selbstlernende Maschinen erledigen Tasks autonom. |
15. Trusted Networking / Blockchain
Wir gehen davon aus, dass Blockchain als Basis für digitale Transaktionen weltweit in sehr vielen Anwendungsfeldern eine grosse Rolle spielen wird. Blockchain ist für Transaktionen, was das Internet für Daten war. Im Wesentlichen geht es um vertrauenswürdige und fälschungssichere Buchführung jeglicher Art von Transaktionen, seien es Werte einer Währung, Grundbücher, Patientendaten oder digitale Abstimmungen. Schweizer Unternehmen sind in diesem Feld sehr gut aufgestellt. |
16. Bio-Transformation
Die neuen Möglichkeiten zur Veränderung von Pflanzen, Tieren und Menschen und die Möglichkeiten zur Verschmelzung von Lebewesen mit Technologie (Cyborg) kann zu einem Megatrend führen, der hier „Bio-Transformation“ genannt wird. Kurz gesagt ist es ein Upgrade der Biologie. Die viel einfachere, sichere und schnellere Möglichkeit zur genetischen Edition durch die Genschere CRISPR/Cas9 wird grossen Einfluss in der Medizin und im Pflanzenbau haben. Bio-Transformation wird zudem für die Energiegewinnung, für neue Materialien aus biologischen Komponenten und für die Abfallentsorgung eine Rolle spielen. |
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